Sanierung einer frühchristlichen Kirche in Ateni aus dem 7. Jahrhundert
Bauherr: Ministry of Culture, Monuments protection and Sports of Georgia
Koordination im Ministerium: Frau Diana Bolotashvili
Koordination Deutschland: LILE e.V.
Beteiligte deutsche Partner: TU München, HAWK Holzminden
Finanzierung: Sponsor über UBS Bank, Schweiz
Planung / Bauzeit: ab 2009

Bestand
Die Zioni Kirche befindet sich in unmittelbarer Nähe der Stadt Gori, knapp 100 km westlich der Hauptstadt Tiflis. Die Kreuzkuppelkirche (Tetrakonchik) stammt aus dem 7. Jahrhundert und gehört bezüglich der Baukunst zu den bedeutendsten Kirchen Georgiens. Mit ihrem Baustil, ihren Fresken aus dem 10. Jahrhundert und ihren Inschriften auf Altgeorgisch (7. bis 9. Jh.) stellt diese Kirche auch in Georgien einen besonders wertvollen Denkmalbestand dar. Die Mauerwerkstechnik unterscheidet sich vollkommen von historischen Mauerwerkstechniken aus dem deutschen Kulturraum und basiert auf römischer Technologie, die in Georgien im 1. Jahrtausend weiterentwickelt wurde und die weder Vergleiche kennt noch in der Literatur bislang aufgearbeitet worden ist.

Problematik
Kleinere Sanierungsarbeiten hatten an der Zioni Kirche bereits begonnen, es bestand aber unglücklicherweise keinerlei Gesamtkonzeption, so dass der vorhandene (politische) Wille sich praktisch in eher hilflosen Bemühungen manifestierte. Erst im Laufe geplanter Restaurierungsarbeiten an der wertvollen Innenausstattung (mit Hilfe deutscher Sponsoren) ist man zu der Erkenntnis gekommen, dass die Fresken nur eins der vielen Probleme der Zioni Kirche sind. Nach mehreren Besuchen deutscher Experten in den Jahren 2006 und 2007 ist man zu dem Schluss gekommen, dass eine ganze Reihe von schweren statisch – konstruktiven Problemen zuerst gelöst werden müssen, bevor eine Restaurierung der Fresken realisiert werden kann.

Zielstellung
Obwohl Georgien über hoch qualifizierte Wissenschaftler, Restauratoren und Denkmalpfleger verfügt, macht sich der fehlende Bezug zu den neuesten technischen Erkenntnissen und Materialien bemerkbar. Komplizierte Laboruntersuchungen zur Materialbeschaffenheit sind undenkbar. Aus diesem Grunde ist der wissenschaftliche Austausch besonders wichtig, um in gemeinsamer Kraftanstrengung dieses wertvolle Kulturerbe zu erhalten und denkmalgerecht auf hoher Qualitätsstufe zu restaurieren. Das Projekt, welches erst mit der Hilfe eines Sponsors über eine Schweizer Bank realisiert werden konnte, verfolgt zwei Ziele: Erstellung einer interdisziplinären Schadens- und Bestandsaufnahme an der Zioni Kirche zu Ateni und einem auf die Materialanalysen abgestimmten Therapiekonzept, sowie die Ausbildung bzw. Schulung von örtlichen Fachkräften. Die Ausführung weiterer Restaurierungsarbeiten erfolgt erst nach dem Vorliegen der Gesamtkonzeption (auf Deutsch und Georgisch). Dieses Projekt soll in Ansatz und Vorgehensweise auch als Pilotprojekt für weitere georgische Kirchen mit ähnlicher Problemstellung dienen. Aus den gewonnenen Erkenntnissen entstehen eine Publikation und ein Dokumentationsarchiv, sie werden weiterhin Grundlage für diverse Vorträge sein. Die Koordination mit den georgischen Behörden liegt bei LILE e.V., einer Deutsch – Kaukasischen Gesellschaft e.V., viele Menschen aus unterschiedlichsten Fachdisziplinen helfen bei den schwierigen Übersetzungen. Weitere Bündnispartner sind die TU München und die HAWK in Holzminden. Wir sind besonders stolz auf dieses Projekt und tauchen bei der Bearbeitung tief in die antike Architektur mit ihren unbegreiflichen Qualitätsmerkmalen in Mörtelzusammensetzungen und Steinbearbeitung ein und fühlen uns unserem christlichen Ursprung ganz besonders nahe!