Instandsetzung der Kirche St. Bartholomäus

Bauherr:  Ev. Kirchspiel Wiehe, Markt 10, 06571 Wiehe

Bauzeit: 2001 – 2019

Leistungsphase: 1-8

Vorgeschichte

Die evangelische Stadtkirche St. Bartholomäus zeichnet sich sowohl durch ihre für eine Kleinstadt beachtlichen Dimensionen als auch durch die wenigen qualitätvollen architektonischen und künstlerischen Details aus. Die einschiffige, im Kern spätgotische Saalkirche mit geradem Schluß entstand vermutlich wie der Turm 1518. Teile der Außenwände, die Turmhaube und der steile Dachstuhl entstanden nach den Zerstörungen, die der Stadtbrand von 1659 anrichtete. Besonders bemerkenswert sind die an der Nordseite des Turmes befindliche Bauinschrift („Ano dmm cccc xviii ist das Werk an gebaut“), eine Vorhangbogennische mit Relief des heiligen Bartholomäus und das große Kreuzigungsrelief mit den Symbolen der vier Evangelisten auf Wappenschildern (alle aus der Bauzeit).

Problematik  

Aufgrund umfangreichster Schäden waren die notwendigen Arbeiten unumgänglich geworden. Die sichtbaren Schäden an der Außenhülle der Kirche lassen sich folgendermaßen beschreiben:

– fast vollständiger Verlust des historischen Außenputzes (Turm und Schiff waren vollständig verputzt!)

– teilweise „Ersatz“ durch Zementputze mit entsprechenden Folgeschäden

– Schäden im Bereich der Fugmörtel (ausgewittert, teilweise mit Zementmörtel verfugt)

– umfangreichste Schäden an allen Gesimsen und Profilen bis zum Verlust von Steinprofilen

-Totalverlust aller Gesimse!

Nicht minder umfangreich lassen sich die Schäden an der Turmhaube beschreiben :

– Moderfäule an Sparren, Aufschiebern, Schablonen, Deckenbalken, Aufrichtern und Rähmen

– Defekte, undichte Schieferdeckung im Bereich beider Turmhauben aufgrund sehr flacher Neigung und ungenügender Überdeckung, somit ständige Durchfeuchtung

Der barock gestaltetet Innenraum war nach einer grundhaft neuen Farbgebung aus den 30er Jahren des 20. Jh. in seiner eigentlichen Pracht nicht mehr erlebbar.

Zielstellung

Ziel war die vollständige Instandsetzung der Stadtkirche in mehreren Bauabschnitten mit Hilfe verschiedener Fördermittelgeber und unter Einsatz erheblicher Eigenmittel.

Ausführung      

Bereits im Jahr 2001 konnte im Rahmen des 1. BA der gefährdete Ostgiebel gesichert und instandgesetzt werden. Bis zum Juli 2003 wurde die Haube zimmermannsmäßig und auch in ihrer Schieferdeckung vollständig instandgesetzt. Alle Holzbauteile wurden mit traditionellen Verbindungen repariert und verstärkt. Die Eindeckung der Hauben erfolgte in altdeutscher Deckung mit Thüringer Schiefer, die Laternenböden erhielten eine Bleiabdeckung wie auch die Laternensäulen (Aufrichter).

Im Rahmen des 2. BA wurde weiter an der Außenfassade der Kirche gearbeitet. Die restauratorischen Maßnahmen umfaßten Arbeiten am Turm, so zum Beispiel an den Sandsteineckquadern und Fenstergewänden, den fast vollständigen Austausch der Gesimse sowie die steinfühlige Verfugung des problematischen Sandsteinmauerwerkes. Aufgrund der Magnesiumsulfatbelastung des Nebraer Sandsteins und seines hohen Wasseraufnahmevermögens erhielt der Turm eine vollflächige farbliche Fassung mit einem wasserabweisenden, aber hoch diffusionsoffenen Farbsystem.

Alle Architekturglieder wie Eckquader, Gewände und Gesimse setzen sich deutlich farblich vom Untergrund ab. Die Arbeiten am Turm waren im Dezember 2003 beendet.

In den Jahren 2005/ 2006 konnte die Instandsetzung der Nordfassade nach historischem Putzvorbild – ein voll deckender barocker Kalkputz mit Körnung bis 8 mm und Kellentextur – durchgeführt werden. Die Farbgebung orientierte sich am Turm. Die Arbeiten an der Südfassade – der Abschluß der Maßnahme an der Außenhülle – fand im Herbst 2007 statt.

Nach einer längeren Pause wurden die umfassende Instandsetzung mit der Restaurierung des Innenraumes ab 2014 fortgesetzt.

Auch diese Maßnahmen wurden in Bauabschnitte untergliedert: Holztonne, Emporen und Logen, Kanzelaltar und zum Abschluss der Orgelprospekt.

Die Arbeiten konnten im Innenraum 2019 abgeschlossen werden.

Im Jahr 2019 erhielt der Förderverein für seine jahrelangen Anstrengungen bei der Instandetzung der Kirche den Thüringischen Denkmalschutzpreis.