Sanierung eines Landguts
Bauzeit: 2005
Leistungsphasen: 1-5

Vorgeschichte: 
Auch die Gutshofanlage in Wasserthaleben gehört zu den zahlreichen historischen Bauten unter Denkmalschutz, die einen erheblichen Reparatur- und Sanierungsstau aufweisen. 
Das Gutshaus ist in die vorläufige Denkmalliste des Kyffhäuserkreises eingetragen, der Eigentümer plant eine Revitalisierung des gesamten Anwesens als landwirtschaftlichen Vollbetriebshof mit dem ehemaligen Herrenhaus als Wohnhaus. Grundlage der Sanierungsplanung ist eine vom Thüringer Landesamt für Denkmalpflege bei unserem Büro beauftragte bauhistorische Untersuchung gewesen. 
Das Landgut mit seinen Grundrisslösungen wird noch immer durch die überbauten Bereiche des klösterlichen Wirtschaftshofes (vor 1417) und den Baumaßnahmen des Jahres 1663 bestimmt. Großzügige Dielenbereiche mit offener Feuerstelle, Rudimente einer sauber aus Naturstein errichteten Wendeltreppe der Renaissance und einer rezenten hölzernen Wendeltreppe ins Dachgeschoss sowie mit Schiffskehlornamentik verzierte Unterzüge zeigen authentische Ursprünglichkeit. Wahrscheinlich in Folge einer Heirat ging der aus klösterlichem Ursprung stammende Besitz der Familie von Werthern (seit 1539) an die Ritterfamilie Marschall. Im Besitzzeitraum der Familie Marschall folgte auch die Überbauung bereits vorhandener Gebäudeteile des klösterlichen Wirtschaftshofes mit dem ursprünglichen Gutshaus im Jahre 1663 (d). Weiterhin bestätigt jene Inschrift an dem steinernen Bogen vom Erker des südlichen Seitenflügels diese Datierung:
MARIA KATHARINA MARSCHALLCHEN. G.V. WERTHERN
FRIEDRICH WILHELM MARSCHALL 1663 
Bereits im Jahre 1671 kauften die Grafen von Schwarzburg vom vorbenannten F.W. Marschall dessen Gut für 24.500 Gulden. Das Herrenhaus war von da an Wohnung des Domänenpächters. Von 1815 bis 1830 hielt in dem Wohnteil des Herrenhauses der Fürst Günther Friedrich Carl I „alljährlich einige Monate Hof“.

Problematik:
Der Adelshof im ländlichen Wasserthaleben, der lange Zeit nur als fürstlicher Jagdsitz genutzt worden ist und seit seiner Erbauung reinen Wohnzwecken vorbehalten wurde – erst im 19. Jahrhundert zum Wohn-Speicherhaus umgenutzt, dieser Umbau ist für die neuerliche reine Wohnnutzung nicht zweckdienlich und reduziert die eigentliche Formensprache des Renaissancebaus auf Teilbereiche der Fassade. Konstruktiv ist vor allem der hintere Fachwerkbereich in desolatem Zustand, in Teilbereichen sogar abgängig. Entsprechend seines Alters und seiner bisherigen Nutzung bzw. jahrelangen Leerstandes weist das Gebäude verschiedenartige Schäden auf.
Im gesamten Fassadenbereich sind durch dauernde Durchfeuchtung Schäden an Schwellen, Rähmen und Deckenbalken aufgetreten, die über die Jahre stark fortgeschritten sind. 
Der jetzige Zustand des Gebäudes ist als „stark gefährdet“ einzustufen. Es sind dringende und umfassende Sicherungsarbeiten erforderlich. Das noch vorhandene „labile Gleichgewicht“ ist nur auf den hohen Qualitätsstandard bei der Erbauung zurückzuführen.

Zielstellung: 
Die Überbauung aus dem Jahre 1891 soll zurückgenommen werden, das gesamte Gebäude in seinen hölzernen und massiven Bauteilen wird behutsam instand gesetzt. Das Gutshaus ist ein typisches, der Zeit entsprechendes Zeugnis und bietet ein genaues Spiegelbild früherer Arbeits- und Lebensumstände, der kulturellen, wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung in der Zeit des 17. Jahrhunderts. 
Durch Aufschlüsselung der sozialen Bedeutung die sich aus der Auswertung noch nachvollziehbarer historischer Grundrisslösungen und Materialien ergibt, trägt das Gebäude zum tieferen Verständnis vergangener Lebensumstände bei. 
Der Rückbau des im Jahre 1891 errichteten nördlichen Anbaus zur Lagerhaltung erschien den Planern und den Mitarbeitern des TLfD aus denkmalrechtlicher Sicht für vertretbar, wird mit dem Rückbau doch auch die Rückführung vom Wohn- Speicher Haus zum authentischen (1663) repräsentativen Wohngebäude erreicht. Für ein Gebäude dieser Größe und Art als integraler und mittelpunktwirksamer Bestandteil des gesamten Landgutes erscheint nur die reine Wohnnutzung durch den Betreiber der großen damit verbundenen Ländereien als denkmalfachlich angemessene Lösung, Leerstand oder Aufteilung in verschiedene Wohnparzellen erscheinen uns als denkmalunverträglich. 
Als Zielstellung bei allen Gebäudeteilen galt das Erreichen eines hohen Wohnniveaus aus funktionalen und ästhetischen Gesichtspunkten unter Bewahrung der historischen Authentizität.

Ausführung: 
Seit Sommer 2005 arbeitet der Bauherr mit eigenem Personal an der denkmalpflegerischen Instandsetzung des Gutshofes.