Umbau und Sanierung Wohnhaus Neue Straße 2 Mühlhausen

Bauherr: privat

Leistungsphasen: 1-4

Ausführung 2014 – 2019

Bestand

Bis in die zweite Hälfte des 16. Jh. standen im Bereich der heutigen Neuen Straße noch Gebäude des ehemaligen Mühlhäuser Barfüßerklosters. Im Jahre 1569 wurden diese Teile des Klosters abgebrochen. Im Anschluss entstand hier die heutige Neue Straße, damals noch „Neue Gasse“ genannt, sowie die Wohnbebauung längs derselben. An der Südseite der Neuen Straße wurde das sogenannte „Lange Haus“ errichtet, ein historisches „Reihenhaus“, welches ca. 40m lang war und sich vom Grundstück der Neuen Straße 1 bis einschließlich Neue Straße 5 erstreckte.

Das Gebäude Neue Straße 2 ist somit ein Bestandteil, ein noch nahezu bauzeitlicher Rest des ehemaligen „Langen Hauses“. 1589 errichtet sind nur wenige Umbaumaßnahmen erfolgt. Der wohl größte Eingriff erfolgte in der 2. Hälfte des 19. Jh. mit dem gründerzeitlichen Umbau der Fassade, die in der Straßenansicht durch den Aufbau eines Drempels erhöht wurde und eine dem Zeitgeist entsprechende Fassadenverkleidung erhielt.

Bis zum Beginn der 90er Jahre des 20. Jahrhunderts diente das Gebäude als Wohnhaus. Seitdem stand es leer.

Problematik

Mit dem Kauf des Hauses Neue Straße 2 konnte der neue Eigentümer nicht ahnen, um was für ein Kleinod es sich hier handelt.

Das Gebäude zeigte sich mit seiner gründerzeitlichen Fassade. Es war wie alle Baudenkmale der Umwelt und damit ständiger Verwitterung ausgesetzt. Die Folge war ein vielschichtiger Substanzverlust an allen Bauteilen. Zum Zeitpunkt des Erwerbs gab es eine Vielzahl von Schäden am Gebäude. Die Dacheindeckung war defekt, Niederschlagswasser konnte an verschiedenen Stellen eindringen. Als Folge konnten einzelne Deckenfelder des Obergeschosses aufgrund mangelnder Tragfähigkeit nicht mehr betreten werden, die Decke zum Dachgeschoss war praktisch nicht mehr vorhanden. Deckenbalken zeigten einen schon bedenklichen Grad der Durchbiegung. Zudem fanden sich umfangreiche Putzschäden an allen Außenwänden. Die Fenster waren ein Sammelsurium der verschiedensten Bauformen aus mehreren Jahrzehnten. Eine Wärmedämmung war ebenso nicht vorhanden wie eine funktionierende Haustechnik.

Zielstellung, Umsetzung

Der Bauherr plante die Nutzung des Gebäudes als Einfamilienhaus. Es war von Beginn der Instandsetzungsarbeiten an klar, das ausschließlich eine denkmalgerechte, ökologische und auf die Substanz abgestimmte Sanierung erfolgen sollte. Da sich bald abzeichnete, das in diesem Gebäude mehr als ein gründerzeitlicher Fachwerkbau steckte, erfolgte eine dendrochronologische- und bauhistorischen Untersuchung des Gebäudes sowie eine Untersuchung der Farbfassungen.

Entsprechend der Ergebnisse bestand für den Bauherrn nun die Aufgabe, durch gezielte Rückbaumaßnahmen das Gebäude in seiner ursprünglichen Form wieder herzustellen und den bauzeitlichen Charakter so weit wie möglich zu zeigen.

Zu den konkreten Maßnahmen gehörte die Wiederherstellung der Tragfähigkeit des Dachtragwerks und der Fachwerkkonstruktion ausschließlich in traditioneller Zimmermannstechnik. Die Eindeckung des Daches erfolgte mit historischen Fittichziegeln.

Das Eichenfachwerk wurde vorsichtig saniert und schadhafte oder fehlende Teile nachgearbeitet. Die Ausfachungen wurden mit Lehmsteinen wiederhergestellt, die Dämmung der Fachwerkwände erfolge mit Stampflehm. Die Natursteinfassade des EG erhielt einen Kalkputz nach historischem Vorbild. Die Farbgestaltung der Fassade orientiert sich an den bauzeitlichen Befunden der restauratorischen Farbuntersuchung.

Alle Fenster wurden als Kastenfenster ausgeführt. Dabei erfolgte für die Außenfenster des Erdgeschosses der Nachbau entsprechend eines historischen Fensters, welches aus einem ähnlichen Objekt in der Brückenstraße stammt.

Der Bauherr erhielt für die denkmalgerechte Sanierung dieses Gebäudes den Thüringischen Denkmalschutzpreis 2020.